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Wearing the right glasses - Die richtige Brille

Wearing the right glasses

We all know the situation: someone is getting a riding lesson and other people are standing at the fence watching and talking. In German these people are called „Bandenreiter“ which translates „fence riders“. The topic of their conversation is very often the student in the arena and his or her teacher. These conversations have a bad reputation because they very often basically consist of badmouthing. If you want to talk bad about someone, you look for his weak spots, and if you don’t find them you can still suppose dishonourable behaviour. This is not new. Whatever the spectators say, reveals much more about their soul than about the people they talk about.

 

The situation is slightly different when someone watches a riding lesson with the intention to learn something. This happens quite often at clinics. In this case, too, there are people standing at the fence watching, commenting and discussing what is going on in the riding arena. Soon you can get the impression, that this is the same badmouthing like I mentioned before. “Now the horse is pressing out the under neck AGAIN!” “Doesn’t she notice the rider is sitting crooked? Why doesn’t she correct it?“ If you catch yourself commenting like this (silently or aloud) you should change your glasses immediately, or you’ll waste the chance to learn something. What do I mean? In these remarks you are busy repeating things you already know. You can tell  right from wrong in some regards and now you are looking for the mistakes you can recognise. In the digital era this becomes the main purpose in life for some people, and it has severe side effects for their soul and their relationships. Mistakes are easier to spot than the attempts to do something right and to improve. But if we want to gain new knowledge and new inspiration, spotting other peoples mistakes will not lead us anywhere and it will create a bad atmosphere. So: put down those glasses which make you see mistakes everywhere and try the ones that allow you to see the context.

 

If you want to stop looking for mistakes it can be helpful to choose a certain topic in the beginning. Now you look for details having to do with this topic. When you recognise them, do not instantly label them as “good” or “bad”, but observe how they are connected. Things are "interesting". For example you can choose the topic “posture”. Now you start to observe peoples posture in groundwork or riding and try to figure out how the riders posture affects the horse and how the horses posture affects the rider. If you sharpened your view using these glasses that show you the context you will soon find another pair of glasses: those that show you attempts. You will start to see attempts of both horses and riders to do things right and to improve. If you want to educate horses or people, you can’t work without these glasses.

 

The idea of “right” or “wrong” glasses can also help you to handle criticism from fellow riders without getting angry. They don’t understand, what you are working at? The don’t see your improvements? They continue criticising the same things again and again? Are they just niggling or do they have suggestions? I like to learn about other peoples perspectives and suggestions. Maybe there is something I can learn in this case, too. When I listen to them and explain afterwards in a friendly way, that I would like to try my own approach first but that I appreciate their effort to help me, no one will feel bad about this situation. But if people bring up nothing but accusations and platitudes, then I know: they are wearing the wrong glasses, so they can’t see anything else than mistakes. These glasses work a little bit like blinkers. Those wearing them have almost no chance to see anything else than mistakes. First they need to recognise that their view is limited, then they can chose to change something about this. They are victims of their own blinkers, and you are just a witness.

 

Die richtige Brille

Die richtige Brille
Wir alle kennen die Situation, dass jemand Reitunterricht hat und einige Leute an der Bande stehen und sich unterhalten. Sehr häufig werden bei den sogenannten „Bandenreitern“ Gespräche über den/die Reitschüler/in und/oder dessen Reitlehrer/in geführt. Diese Gespräche sind nicht ohne Grund so verrufen, dass „Bandenreiter“ als Synonym für „Lästermaul“ gelten kann. Wer lästern möchte, hält Ausschau nach Schwächen. Wenn diese nicht ersichtlich sind, wird unredliches Verhalten unterstellt. Soweit, so bekannt. Was diese Personen von sich geben verrät weit mehr über ihr Seelenleben, als über die Leute, von denen sie sprechen.

Eine etwas andere Situation ist es, wenn jemand beim Reitunterricht zuschaut um etwas zu lernen, was zumindest bei Lehrgängen ja durchaus vorkommt. Auch hier kommt es häufig zu Gesprächen an der Bande. Die durchaus interessierten Zuschauer kommentieren, und diskutieren das Geschehen und relativ bald gewinnt man oft den Eindruck, dass auch hier wieder tüchtige „Bandenreiter“ unterwegs sind. „Jetzt drückt der doch wieder den Unterhals raus!“, „Die trabt doch auf dem falschen Fuß leicht, sieht er das nicht?“. Wenn Du Dich selber bei solchen Kommentaren ertappst, solltest Du schleunigst Deine Brille wechseln, denn sonst verschenkst Du die Gelegenheit wirklich etwas zu lernen. Was meine ich damit? Bei diesen Gesprächen beschäftigt man sich mit Wissen, das man schon hat. Man kann an einigen Stellen Gutes von Schlechtem unterscheiden und… begibt sich auf Fehlersuche, wird zum Fehlergucker. Im Zeitalter des Internets, wird das für viele Leute zu einem eigenen Hobby, mit schweren Nebenwirkungen für die eigene Seele und zwischenmenschliche Beziehungen. Fehler sind meist deutlich leichter zu erkennen, als richtige Ansätze. Wenn wir auf der Suche nach neuem Wissen, nach Nachahmenswertem, nach Inspiration sind, bringt uns Fehlergucken aber keinen Schritt weiter und vermiest außerdem jedermanns Stimmung. Also: Fehlerbrille absetzen, Brille für neues Verständnis aufsetzen.

Wenn man sich vom Fehlergucken lösen möchte, ist es anfangs leichter, sich ein bestimmtes Thema vorzunehmen, zu dem man Input sammeln möchte. Wichtig ist, dass man nicht sofort in „gut“ und „schlecht“ sortiert, sondern nur Zusammenhänge beobachtet. Man kann also z.B. während eines Kurses beobachten, wie sich die Haltung des Oberkörpers der Menschen beim Reiten oder in der Bodenarbeit auf das Pferd auswirkt.

Wenn Du mit Hilfe der Brille für neues Verständnis Deinen Blick geschärft hast, wirst Du die Brille für den Versuch hinzugewinnen. Mit dieser Brille kannst Du Dich auf die vielen Momente konzentriere, in denen Pferd und Reiter versuchen etwas richtig zu machen, in denen Fortschritte entstehen. Diese Brille brauchst Du unbedingt, um selbstständig Pferde ausbilden zu können, und Du brauchst sie ebenfalls unbedingt, um unterrichten zu können.

Die Vorstellung von der „richtigen“ oder „falschen“ Brille, kann Dir übrigens auch helfen mit der ungefragten Kritik von „Stallkollegen“ umzugehen und nicht mehr allergisch darauf zu reagieren. Sie sehen nicht, woran Du gerade arbeitest? Sehen die kleinen Fortschritte nicht? Machen dich immer wieder auf die gleichen Punkte aufmerksam? Kriteln sie nur, oder haben sie auch Lösungsvorschläge? Ich höre mir gerne andere Perspektiven und Lösungsvorschläge an. Dabei kann ich selber wieder Ausschau nach neuem Verständnis halten. Wenn man einmal zugehört und dann freundlich gesagt hat, dass man gerne erstmal den eigenen Lösungsweg weiterverfolgen möchte, ist der Umgang miteinander interessiert und respektvoll.
Kommen dagegen nur unreflektierte Allgemeinplätze und Vorwürfe, weiß man: Diese Leute haben die Fehlergucker-Brille auf, da kann man nichts anderes sehen. Die Fehlergucker-Brille funktioniert ein wenig wie Scheuklappen, die Fehlergucker können also (fast) nichts dafür, dass sie nach Fehlern suchen. Sie müssten erst erkennen, dass ihre Sicht beschränkt ist und können sich dann bewusst für eine andere Sicht entscheiden. Erinnere Dich, wenn Du Fehlerguckern begegnest, dass ihre Urteile nur eine Folge ihrer eingeschränkten Sicht sind. Sie sind die Opfer ihrer Scheuklappen, Du wirst nur Zeuge davon.



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